Balkonkompost. Erstaunlich, was alles geht.

Vor etwas über einem Jahr haben wir ein Experiment gestartet: einen Balkonkompost. Warum? Ganz einfach: Weil es geht! Aber im Ernst, der Grund war ganz einfach die Feststellung, dass wir ganz schön viel kompostfähigen Abfall hatten, der aber bis dahin einfach im Restmüll gelandet ist. Unser Haus hat aus verschiedenen und sehr nachvollziehbaren Gründen leider keine Komposttonne und da wir nicht im Erdgeschoss wohnen, haben wir auch keinen Garten.

Im ersten Schritt hatte ich versucht, über die Stadtreinigung eine Lösung zu finden. Vielleicht wäre es ja möglich, den Kompostabfall auch selbst zu einem Wertstoffhof zu bringen? Leider nein. Aber dann bin ich auf eine Anleitung für einen Balkonkompost gestoßen, die begann mit den Worten: „Haben Sie keinen Hinterhof, kein Vorgärtchen oder nur wenig Küchenreststoffe, so bietet sich die Kompostierung in einem etwas kleineren Gefäss z.B. auf dem Balkon an.“ Und so startete Ostern 2014 unser Experiment. Jetzt, ein gutes Jahr später, kann ich berichten: Es funktioniert!

Der Anfang

Als erstes haben wir uns eine 75-Liter-Tonne mit Deckel gekauft. In diese hat mein (handwerklich geschickterer) Mann im Boden und unten mehrere große Löcher gebohrt, damit Luft an den Kompost ran kann. Diese Tonne haben wir dann in einen Untersetzer und zusätzlich auf Holzlatten (Luft!) auf den Balkon gestellt. Unten rein kamen eine Schicht kleinere Zweige (Luft!) und ein bisschen Papier bzw. Pappe (damit das Zeug nicht direkt unten rausrieselt). Dann ging es los.

Was kommt rein?

Wir füllen den Kompost hauptsächlich mit Gemüse- und Obstresten, also Kartoffelschalen, Apfelbutzen etc., und Tee. Was wir nicht reinmachen sind Essensreste vom Teller und gekochte Sachen sowie Fleisch oder auch Zitrusfrüchte. Vorsichtig bin ich außerdem mit Südfrüchten, weil ich da trotz Bio mich immer frage, mit das die für den Transport haltbar gemacht wurden. Vielleicht bin ich da aber auch zu vorsichtig.

Dazu haben wir einen Sack Steinmehl gekauft, wovon wir immer mal wieder eine Schippe draufgeben, das soll gut sein.

Wie schnell füllt sich die Tonne?

Am Anfang hatte ich Sorge, weil sich der Eimer rasend schnell füllte und ich das Gefühl hatte, er wäre in zwei Wochen voll. Ganz schnell haben wir dann aber gemerkt, dass das Zeug rasend schnell in sich zusammensackt und der Kompost beginnt zu arbeiten. Und so hat die erste Tonne ungefähr neun Monate gehalten bei unserem 4-Personen-Haushalt.

Die zweite Tonne ist mittlerweile gut halb voll, aber aus der Erfahrung heraus denke ich fast, dass die uns über den Sommer reichen wird.

Ist das nicht eklig?

Ich muss zugeben, dass der Komposteimer am Anfang (sehr praktisch gedacht) genau neben der Balkontür stand. Das ist nicht so günstig, denn da ist Leben drin! Vor allem kleine Fliegen, viiiiiele kleine Fliegen. Wenn man den Deckel aufmacht, dann sausen die natürlich los, was direkt neben der Tür nicht so schön ist. Deshalb steht er mittlerweile ein bisschen davon entfernt. Neben den Fliegen haben wir (mit Hilfe der Kinder) auch dafür gesorgt, dass Regenwürmer die Tonne bevölkern, aber Regenwürmer gehören zu den Kleintieren, die ich noch am liebsten mag. Außerdem stinkt der Kompost wirklich nicht, wenn man ihn halbwegs richtig befüllt und er nicht zu feucht wird. Es ist nur ein bisschen modrig.

Ich muss aber zugeben, dass ich den Eimer trotzdem nicht neben dem Balkontisch stehen haben möchte, alleine schon wegen der Fliegen. Ideal sind natürlich zwei Balkone oder auch ein Balkon, denn man wegen Lärm sowieso nicht zum draußen sitzen nutzen kann.

Ist das viel Arbeit?

Nein! Wir achten darauf, dass wir die Sachen ein bisschen kleinschneiden, bevor wir es reinfüllen, damit es leichter verdaulich wird. Ansonsten muss man nur sehen, dass er weder zu feucht noch zu trocken wird, weil er sonst nicht richtig arbeitet.  Er soll wie ein ausgedrückter Schwamm sein. Gegen zu hohe Feuchtigkeit hilft Pappe (z.B. kleingerissene Klopapier rollen), wenn er zu trocken wird, dann gibt es Wasser. Aber weder fassen wir da rein noch kontrollieren wir das täglich.

Den Kompostmüll sammeln wir in einer kleinen Schale auf dem Küchentisch. Im Winter steht er auch mal länger, wenn nicht so viel anfällt, im Sommer muss das Zeug allerdings sofort raus, da sich sonst die Fruchtfliegen freuen. Aber der Weg ist ja nicht weit in einer Wohnung.

Verrottet das Zeug auch wirklich?

Nach einem Jahr haben wir (genauer gesagt: mein Mann! Vielen Dank nochmal dafür!) den ersten Eimer einmal umgesetzt in einen neuen, da dieses Umsetzen den Prozess beschleunigt. Die Konsistenz vor allem der unteren Schichten war schon richtig gut. Auf den neuen Eimer haben wir jetzt einfach noch eine dünne Schicht Erde gelegt und nutzen ihn jetzt als eine Art Hochbeet. Ich bin gespannt, ob die Bohnen das zu schätzen wissen. Im Herbst möchte ich dann den ganzen Eimer durchsieben. Schon jetzt haben wir aber festgestellt, dass solche Sachen wie Laub oder Tannenzapfen (von den Kindern gesammelt) zumindest in der Schnelle der Zeit nicht verrotten. Auch Avocadoschalen haben nicht funktioniert. Alles andere war soweit zersetzt, dass man es nicht mehr identifizieren konnte. Das sah schon richtig nach Erde aus!

Fazit

Ich finde die Lösung für mich super! Die Investitionen sind sehr überschaubar, es ist nicht viel Arbeit und fühlt sich um so vieles sinnvoller an als vorher. Es gibt ja auch andere Konzepte wie zum Beispiel Wurmkompostierung, aber da stellen sich mir dank meiner Aversion gegen Insekten und Co. eher die Haare auf.

Und Ihr? Habt Ihr einen Kompost im Garten oder vielleicht auch auf dem Balkon?

26 Kommentare zu „Balkonkompost. Erstaunlich, was alles geht.

  1. Der Wurmkomposter hat doch aber nur eine „andere Sorte“ Regenwurm, sozusagen. Sehen ganz ähnlich aus.
    Cooler Bericht, ich überleg ja schon lang mit so nem Wurmkomposter und kann mich nie so recht entschließen. Vielleicht jetzt eher 🙂

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    1. Ja, ich weiß, sie sind wie Regenwürmer. Ich muss gestehen, ich stehe jedwedem Getier wirklich eher misstrauisch gegenüber und fange auch gerne mal zu kreischen an, wenn etwas meinen Weg kreuzt :/
      Berichte doch mal, wenn Du Dir wirklich einen Wurmkomposter anschaffst!

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    1. Oben 🙂 Es ist ein ganz normaler Eimer, ohne Klappe unten. Man muss eben zwischendrin umsetzen und am Ende den kompletten Inhalt sieben (und ggf. noch nicht kompostierte Bestandteile nochmal in den aktiven Kompost packen.

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  2. Ich hab zwei Komposthaufen im Schrebergarten, da kommt auch mein Küchenabfall hin. Find ich aber toll, dass das auch mit nem Eimer am Balkon so gut funktioniert! Schon mal von so einem „Bokashi“ -Dings gehört? Ich weiß nix Genaues, aber da kann man wohl auch Essensreste reingeben und alles wird schnell zu Erde…

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  3. Jährlich frische ich unsere Balkonkästen auf, indem ich eine Lage Biomüll da hineingebe, und darauf noch 10 cm Erde. Das verjüngt die Erde ungemein. Und entsorgt Biomüll. Bei uns sind allerdings Zitrusschalen kein Tabu, Pestizidbelastet ist schließlich jeder handelsübliche Blumenstrauß. Der Rest kommt in den kollektiven Gartenkompost.

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  4. Hallo,
    vielen Dank für die großartige Anleitung für den Balkonkomposten.
    Ich habe hierzu eine Frage, lässt sich das auch mit einem Holzgefäß mit entsprechender Lüftung anlegen oder ist hiervon abzuraten? Und wenn ja, warum?

    Vielen Dank für eine kurze Antwort.

    Viele Grüße
    Nina

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    1. Liebe Nina,
      ich muss leider ehrlich sagen: Ich habe keine Ahnung!
      Ich weiß von der Holzumrandung des Gartenkomposts meiner Eltern, dass die ganz schön gelitten hat und regelmäßig ausgetauscht/neu gebaut werden musste. Und ich denke auch, dass der doch immer leicht feuchte Kompost eine eher schwierige Umgebung für Holz ist. Aber wissen, wissen tu ich es nicht… Im Zweifel kommt es auf einen Versuch drauf an.
      Lieben Gruß,
      Christiane

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      1. Liebe Christiane,
        danke dir für die Antwort. Dann nehme ich wohl auch besser Plastik… Hm.
        Vielen Dank & lieber Gruß, Nina

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    1. Lieber Andreas, ehrlich gesagt haben wir uns darum keinen Kopf gemacht. Der Kompost arbeitet im Winter eben nur spürbar weniger :/ Vielleicht „überlebt“ er einfach aufgrund der Nähe zur Hauswand und aufgrund seiner Eigenwärme? Lieben Gruß, Christiane

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  5. Hallo!
    Genau nach dieser Lösung habe ich lange, wirklich lange, gesucht!!
    Unser Garten hat die Größe eines Strandlakens und bietet echt kein geeignetes Plätzchen für einen Komposter, also hatte ich so ziemlich den gleichen Gedankengang wie Sie! Dann fand ich Ihre Lösung und bin begeistert , euphorisch, und gespannt wie das Ganze nun mal heute bei Ihnen funktioniert?!

    Liebe Grüße!
    Maggi

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    1. Hallo Maggi,
      das Ganze funktioniert bis heute super! Wir haben mittlerweile drei Tonnen im Einsatz: eine aktuelle, die wir befüllen (Nr. 1); wenn die voll ist, lassen wir sie stehen und setzen (Nr. 2); die setzen wir dann einmal um in Tonne Nr. 3, die wir dann in der Regel schon mit ein bisschen Erde oben drauf als Hochbeet auf dem Balkon nutzen über den Sommer.
      Lieben Gruß,
      Christiane

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      1. Ich finde die Idee riesig. Und man braucht keine startkulturen oder irgendwas einfach loslegen? Und reinwerfen. Oder muss man Regenwürmer dort rein setzen?

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  6. Ich baue gerade meinen Balkon um, nachdem ich meinen Garten verkauft habe. 3 Obstsäulenbäume und 10 Kisten mit je 120 LIter Erde für Tomaten etc.

    Such gerade einen Komoster für den Balkon, für 80Euro einen Eimer zum komostieren ist mir zu teuer, aber eure Idee ist erstmal nicht schlecht, nutze gerade noch einen Korb.

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